Trotz der Erholung des liberianischen Elektrizitätssektors nach zwei Bürgerkriegen sind nur 4,9 % des Landes elektrifiziert – einer der niedrigsten Werte in Afrika. Um den wachsenden Strombedarf in Westafrika zu decken, hat der westafrikanische Energieverbund (WAPP) Tractebel und Partner mit der Durchführung von Trassenstudien für neue Übertragungsleitungen von bis zu 650 km Länge, der Standortwahl für vier Umspannwerke und der Durchführung von Umwelt- und Sozialverträglichkeitsprüfungen einschließlich Umsiedlungsstudien beauftragt.
Vier neue Umspannwerke verbinden Côte d'Ivoire und Liberia
Die neue 225-kV-Übertragungsleitung wird die Städte San Pedro in Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste) mit Buchanan und Greenville in Liberia sowie das geplante 220-MW-Wasserkraftprojekt am Grenzfluss Cavally miteinander verbinden. Mit unserer ivorischen Tochtergesellschaft Tractebel Engineering Cote d'Ivoire (TECI) und unserem liberianischen Partner FARMMS Engineering wurde ein von Tractebel in Frankreich geleitetes Konsortium gegründet. Tractebel und Partner sind damit beauftragt, geeignete Standorte für die vier neuen Umspannwerke und eine Trasse für die Doppelleitung mit einem 40 m breiten Korridor, der diese Umspannwerke verbindet, festzulegen. Darüber hinaus wird ein Programm zur Elektrifizierung des ländlichen Raums durchgeführt, um drei geeignete Ortschaften in jedem Land anzuschließen.
Das Projekt wird von der Afrikanischen Entwicklungsbank im Rahmen des Sonderfonds NEPAD Infrastructure Project Preparation Facility (NEPAD-IPPF) finanziert und von der WAPP in Zusammenarbeit mit CI-ENERGIES (CI-E) in Côte d'Ivoire, der Liberia Electricity Corporation (LEC) in Liberia und den Regierungen beider Länder koordiniert. Das Projekt begann im Mai 2023 und wird voraussichtlich bis November 2024 laufen.
Menschen und natürliche Lebensräume haben Priorität
Bei der Festlegung der Trassen für die Übertragungsleitungen liegt der Fokus auf der Minimierung der ökologischen und sozioökonomischen Auswirkungen. Das Studiengebiet umfasst drei Nationalparks in Liberia mit einer Fläche von fast 4.000 km², zwei geschützte Wälder in Côte d'Ivoire (3.000 km²) und wichtige Biodiversitätsgebiete mit einer Fläche von 7.550 km². Für die möglicherweise betroffenen Siedlungsgebiete werden entlang jeder vorgeschlagenen Trasse umfassende Erhebungen durchgeführt, um etwaige Auswirkungen auf die Bewohner zu minimieren. Auf nationaler, regionaler, Landkreis- und Dorfebene werden öffentliche Anhörungen durchgeführt, um die Standpunkte der Betroffenen zu erfahren und zu berücksichtigen.
In den betroffenen Regionen sind umfassende öffentliche Anhörungen geplant
Tractebel übernimmt die Leitung sämtlicher Studien, d. h. der Trassenstudien, der Umwelt- und Sozialverträglichkeitsprüfungen und der Managementpläne, sowie die Leitung eines großen Teams von Biodiversitätsexperten und Soziologen. Es sind elf Ortsbereisungen geplant, um die beste Trasse für jede Leitung zu ermitteln, mit Betroffenen zu sprechen und die Auswirkungen des Projekts gründlich zu bewerten.
Das Projekt wird mit dem geringstmöglichen CO2-Fußabdruck geplant
„Die Übertragungsleitungen zwischen Côte d'Ivoire und Liberia werden den Stromhandel in der gesamten Region der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) erheblich erleichtern. Das ausgebaute Stromnetz wird das Leben vieler Menschen verbessern, insbesondere in Liberia, wo sich die meisten noch immer keinen Strom leisten können oder keinen Zugang dazu haben. Unser Entwurf und die USVP konzentrieren sich nicht nur auf den Nutzen für die Menschen, sondern möchten auch Auswirkungen auf die empfindlichen Ökosysteme vermeiden. Der westafrikanische Energieverbund fordert einen Entwurf mit geringem CO2-Fußabdruck, was unsere Teams begeistert, da dies sich mit unserem Ziel deckt, eine klimaneutrale Zukunft zu gestalten.“
Jean-Luc Pigeon, Tractebel Projektmanager